Wie kommt es, dass Tausende Äthiopier in Deutschland in dieser lebensbedrohlichen Pandemiezeit demonstrieren? Der ermordete Sänger und Aktivist Hachalu Hundesa gehörte der Ethnie der Oromo an. In seiner Musik drückte er oft das Gefühl der Oromo aus, wirtschaftlich und politisch benachteiligt zu sein, obwohl sie zahlenmäßig die größte Bevölkerungsgruppe darstellen. Premierminister Abiy Ahmed gehört ebenfalls zu den Oromo. Nach dem Tod von Hachalu in Addis Abeba kam es in der Oromia-Region zu religiös und ethnisch motivierten Angriffen. Dies führte dazu, dass mindestens 269 Äthiopier von radikalen ethnischen Oromo-Nationalisten brutal getötet wurden und einige Städte in der Oromia-Region zerstört wurden. In einer der Städte namens Shashemene brennen fast alle Geschäftszentren, Hotels und Wohnhäuser, die Nicht-Oromo und Oromo-Christen gehören, bis auf die Grundmauern nieder.
Als Abiy Ahmed im April 2018 an die Macht kam, wurde den Oromo zum ersten Mal Hoffnung gegeben. Vorerst stand einer der ihren an der Spitze des Staates. Doch ethnisch kontrollierte Politik ist dem neuen Premierminister fremd. Die Oromo fühlten sich weiterhin benachteiligt, ihre Enttäuschung brach bald in gewalttätigen Protesten aus.
Bei der Demonstration marschierten Äthiopier zusammen und riefen zu Gerechtigkeit auf, wer von den Angreifern getötet und geplündert hat. Die Demonstration wurde vom Frankfurter Hauptbahnhof auf den Opernplatz verlegt. Die Demonstration endete auf einer Freifläche, auf der die Vertreter der Protestierenden Briefe mit Forderungen an die äthiopische Regierung verlesen:
In ihren Gedichten und Parolen forderten die Demonstranten auch die deutsche Regierung auf, eine unerschütterliche Haltung gegen die „Tastenkrieger“ einzunehmen, die in Deutschland leben und anderen befehlen, Straßen zu sperren und sich zum Töten zu erheben. Die Demonstration wurden vom Äthiopischen Forum für Dialog und Zusammenarbeit in Deutschland organisiert, einer bürgerlichen, politischen und religiösen Organisation, in der ich Mitglied und aktiver Teilnehmer bin.
Ich hoffe, dass ein besserer Tag mit unserem Premierminister des Friedensnobelpreises in Peris zusammen mit anderen Politikern und Parteiführern, die ihr Leben für eine bessere Zukunft Äthiopiens gegeben haben, kommen wird.
Yohannes Bericht Nr. 1
Yohannes Bericht Nr. 2
Yohannes Bericht Nr. 3
Yohannes Bericht Nr. 4: Eine Ausstellung
Yohannes Bericht Nr. 5: Demonstrationen für Gerechtigkeit
Yohannes Bericht Nr. 6: Masterthesis
Yohannes Bericht Nr. 7: Abschied