Den ganzen Februar habe ich in meiner Heimstadt Teheran im Iran verbracht. Der Hauptgrund, aus dem ich zurück nach Teheran gegangen bin, war mein Studienprojekt von der Alice Salomon Universität. Da unser erstes Semester bald endet, müssen wir eine wissenschaftliche Arbeit über ein Thema unserer Wahl abgeben.
Mein Thema ist die Kinderarbeit in Teheran, und wie Soziale Arbeit den Kindern helfen kann. Deshalb musste ich auch dorthin, um mehr Informationen von der NGO, für die ich dort gearbeitet habe, zu erhalten und die Situation der Straßenkinder selbst zu sehen und einzuschätzen Dabei war mir eine große Hilfe, dass ich mit meinem Professor skypen konnte, der sich zu der Zeit in Stockholm aufhielt. Das Zeitalter der Technologie, stimmt‘s?
Was mir besonders viel Spaß gemacht hat, war meine Freunde zu besuchen, die selbst als Sozialarbeiter tätig sind. Ich war sehr beeindruckt davon, wie viel Mühe sie in die Arbeit für die hilfsbedürftigen Kinder stecken und dabei gegen die finanziellen, sozialen und politischen Schwierigkeiten kämpfen (besonders heutzutage).
Sie geben ihr Bestes, bilden sich stetig weiter und wenden die modernsten und praktischsten Methoden im Bereich der Sozialen Arbeit an, um gegen die Kinderarbeit in ärmeren Gegenden im Süden Teherans zu kämpfen. Ich war sehr aufgeregt, als sie mich dann gefragt haben, meine Erfahrungen aus dem Bereich mit ihnen zu teilen, da ich Soziale Arbeit im Hauptfach in einer der wichtigsten Hauptstädte Europas studiere.
Neben der Arbeit und Recherche, hat es mir viel Freude bereitet wieder in der Stadt zu sein, in der ich mit anderen in meiner Muttersprache sprechen, mein liebstes persisches Essen essen, fahren und dabei die Berge genießen kann. Zurück in Teheran, wo ich jeden Geruch und Geschmack kenne, mit meinem Hund spielen kann und meine Freunde wissen, wer ich bin.
Ja, Teheran ist eine Stadt voller Widersprüche. Und obwohl ich die Zeit mit all den Erinnerungen sehr genossen habe, war der Gedanke hier nicht mehr zu leben, nicht sehr abschreckend für mich. Besonders in meiner letzten Woche in Teheran, habe ich gemerkt, dass ich die deutsche Pünktlichkeit, mein Zimmer und meine Mitbewohner, das Fahrradfahren entlang des Flusses und die Planlosigkeit am Wochenende, die letztlich zu den besten Wochenenden geführt hat, sehr vermisst habe.
Ich vermisste auch die Uni, meine Kollegen und unabhängig zu sein. Ich vermisste mein neues Leben in Berlin. Und vielleicht, ist es auch gar nicht so schlecht, wenn einen in der Stadt keiner kennt.
Im Flugzeug, auf dem Weg zurück nach Berlin, ließ mich eine Frage einfach nicht mehr los. Und um ehrlich zu sein, habe ich noch immer keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht habe ich nämlich, wie andere Migranten auch, nicht ein zu Hause, sondern zwei?
Oder vielleicht, habe ich auch gar kein zu Hause? Vielleicht, bin ich wie ein Schwamm, der all die schönen Dinge aufnimmt, die er überall auf der Welt findet.
Elahehs Bericht Nr. 1
Elahehs Bericht Nr. 2
Elahehs Bericht Nr. 3
Elahehs Bericht Nr. 4
Elahehs Bericht Nr. 5
Elahehs Bericht Nr. 6
Elahehs Bericht Nr. 7
Elahehs Bericht Nr. 8: Soziale Kontakte in Corona-Zeiten
Elahehs Bericht Nr. 9: Black Lives Matter Demonstrationen
Elahehs Bericht Nr. 10: Ausflug nach München
Elahehs Bericht Nr. 11: Rückblick auf ein aufregendes Halbjahr
Elahehs Bericht Nr. 12: Mein letzter Bericht