Da unser Welt-Stipendiat Arvid sein Studium in Indien aufgrund der aktuellen Corona-Krise pausieren musste und vorübergehend nach Deutschland zurückgekehrt ist, erzählt er uns in seinen kommenden Berichten rückblickend von den Erfahrungen, die er während des Beginns seines Studiums in Indien gemacht hat.
Mein Auslandsemester rückt immer näher und so langsam wird mir bewusst, ganze fünf Monate werde ich von meiner Familie, von meinen Freunden und von meiner WG getrennt sein. Ein komplett neues Leben werde ich mir in der Stadt Bangalore aufbauen müssen. Die Panik steigt kurz an, doch dann siegt zum Glück wieder einmal die Freude und die Lust etwas Neues zu erleben über die Angst.
Ich sitze im Zug, habe mich gerade von meiner Freundin verabschiedet und realisiere, wie sich vieles verändern wird. Von nun an nur noch skypen, englisch reden, scharf essen. Ich tu es wirklich. In ca. 15 Stunden werde ich in Bangalore sein. Meinen Rucksack aufgegeben, die Sitzschnalle angelegt, kann es nun mit Air India in die größte Demokratie der Welt gehen. Die Zeit vor Indien ist ein wahres Wechselbad der Gefühle gewesen, gepaart mit viel Stress. Jede Woche mehrere Impftermine, Prüfungen mussten absolviert werden, Zwischenmiete musste her und meine Freundin, bzw. ich selbst durfte auch nicht zu kurz kommen.
Im Flugzeug traf ich einen netten Unternehmer, der mir viel über Bangalore erzählen konnte. Hier ein paar Fakten: Das Wetter ist das ganze Jahr über konstant bei ca. 26C, 11,4 Millionen Einwohner, unfassbar starkes Stadtwachstum (Bev. Anstieg 2001 bis 2011; 100%). Als ich dann erfahren habe, dass meine Universität, wo ich die nächsten Monate studieren werde, am Stadtrand liegt, ca. eine Stunde durch dichten Verkehr gedrängt von der Innenstadt entfernt, traf es mich kurz. Ich stellte mir mein Auslandsemester mitten im indischen Trubel vor. Auch mal in eine Bar oder tanzen zu gehen gehört wohl auch dazu. Auf all das soll ich verzichten?
Ich verabschiedete mich von meiner Flugzeug-Bekanntschaft und fuhr zum International Student Hostel auf den Campus GKVK. Ich erhielt meinen Zimmerschlüssel und war positiv überrascht von meiner Einraumwohnung. Ein eigenes Bad, wenn auch nur mit Eimerdusche und sogar eine Küche, sowie ein Balkon war enthalten. Hier werde ich also den größten Teil meiner Zeit verbringen.
Bis ich meine sogenannten "kitchen tools“ erhalten werde, wird es noch gut eine Woche dauern. Auch bis ich meinen ersten Kurs belegen kann wird es noch ein paar Tage dauern, denn die Registrierung, für die ich dann zwei Wochen Zeit hatte wurde zu einer wahren Odyssee. Willkommen zurück im analogen Zeitalter. Dennoch, die University of Agricultural Sciences (UAS) wurde zur besten Agrar-Uni des Landes gekürt. Später sollte ich auch herausfinden was diese Uni so besonders macht, aber dazu in einem anderen Bericht mehr. Schnell wurde jedoch klar, dass ein Campus von diesem Ausmaß mit ca. 1600 Hektar kaum in die Innenstadt passt und das wohl auch ganz gut ist. Denn Bangalore besitzt nicht so etwas, wie die eine Innenstadt. Überall in der Agglomeration sind Geschäfte, Einkaufsstraßen, Tempel und Sportplätze zu finden. Der Campus fungierte als eine Art Oase in Mitten eines urbanen Chaos…
Arvids Bericht Nr. 1
Arvids Bericht Nr. 2
Arvids Bericht Nr. 3
Arvids Bericht Nr. 4: Arvids Studium in Indien
Arvids Bericht Nr. 5: Kulturelle Unterschiede
Arvids Bericht Nr. 6: Gemeinnützige Arbeit
Arvids Bericht Nr. 7: Abschied