Mein Alltag in Bangalore ist zunächst sehr aufregend gewesen, da natürlich alles neu war. Mein erster Kantinenbesuch war einer der aufregendsten Mahlzeiten die ich je hatte. Ich kannte keines der Menüs, gegessen wurde von ausgeformten silbernen Tablets, vorzugsweise mit der Hand und vor allem scharf. Neben der Kantine sind diverse kleine Läden gewesen, u.a. auch ein Saftstand und ein Copy-Shop. Nachdem Essen habe ich mir dann meistens noch einen frisch gemixten Papayasaft geholt, bevor es zur Vorlesung oder zurück ins Hostel ging – lecker! Ich aß so gut wie jeden Tag in dieser Kantine und lernte auch andere Gerichte von außerhalb kennen, sodass das Kantinenessen, für gerade mal 50ct umgerechnet, nach nicht allzu langer Zeit dem Hauptziel des Sattwerdens diente.
So lernte ich mit der Zeit auch andere Restaurants außerhalb des Campus kennen, erfuhr von Onlinebestellmöglichkeiten und konnte mir regelmäßig einen Scooti ausleihen, bzw. orderte mir zusammen mit anderen eine Rikscha und fuhr aus dem Campus. Als ich dann nach gut zwei Wochen meine Kitchentools bekam, konnte ich mir morgens vor allem Porridge und Frühstück zubereiten. Ansonsten ist es fast immer günstiger und wohltuender gewesen, etwas auswärts essen zu gehen.
Nachdem meine Universitäts-Anmeldung nach zwei Wochen immer noch nicht fertig gewesen ist, drohte mir eine hohe Strafzahlung. Meine Betreuungsperson vor Ort nahm das sehr locker und reagierte erst, nachdem ich ihn mehrmals daran erinnerte. Dieses Verhalten war teilweise schwer nachzuvollziehen. Wenn ich mich mit Freunden treffen wollte, sind auch diese häufiger nicht erschienen und auch Zusagen wurden häufig nicht für voll genommen. „Nein“ zu sagen, viel meinen indischen Freunden teilweise sehr schwer. Dennoch sind sie immer sehr freundlich und hilfsbereit gewesen und haben mir meinen Unialltag massiv vereinfacht. Dadurch ist es auch sehr angenehm gewesen, den Anschluss zu finden und wurde umso schwerer für mich, als ich meinen Aufenthalt abbrechen musste.
In meinem letzten Bericht habe ich auch erzählt, dass ich mich nach Jobs in der Krebsforschung umschaue die ich nach meiner Zeit in Yale beginnen kann. Tatsächlich habe ich gute Nachrichten diesbezüglich, denn ich habe bereits eine Zusage bekommen (juhuuu) und werde im Herbst anfangen an einem sehr bekannten Krebsforschungsinstitut in New York City zu arbeiten. Ich freue mich schon sehr darauf, da auch dieses Projekt, an dem ich arbeiten werde, total interessant ist und mir weiterhin erlaubt an neuen Krebstherapien zu forschen.
Leider mussten indische Frauen ab 18:00 auf ihrem Hostelzimmer sein, um der hohen Kriminalität (verstärkt nachts) zu entgehen. Dadurch haben sich meine Freundschaften nach der Uni meist auf männliche beschränkt. Die Abende mit ihnen sind dennoch sehr schön gewesen. Wir haben viel Safrantee getrunken, gemeinsam gekocht oder Fußball gespielt. Häufig verbrachte ich meine Abende auch mit der anderen deutschen, den afghanischen, sowie nepalesischen Austauschstudenten. Wir rauchten Shisha und spielten bis spät in die Nacht Karten. Wie sehr ich die Zeit vermisse!
Arvids Bericht Nr. 1
Arvids Bericht Nr. 2
Arvids Bericht Nr. 3
Arvids Bericht Nr. 4: Arvids Studium in Indien
Arvids Bericht Nr. 5: Kulturelle Unterschiede
Arvids Bericht Nr. 6: Gemeinnützige Arbeit
Arvids Bericht Nr. 7: Abschied