Was ich alles vermisse? Ich mache mir zurzeit sehr viele Gedanken über die kulturellen Unterschiede von Deutschland im Vergleich zu Indien. Der Grund dafür ist zum einen, dass mit der Zeit leider meine Erinnerungen verblassen und ich mir gerne jede Kleinigkeit aufbewahren möchte. Zum anderen schreibe ich gerade eine Hausarbeit über die entscheidenden Unterschiede dieser beiden Industriegesellschaften, natürlich eher aus einer sozioökonomischen Sichtweise. Dennoch wird mir beim Sammeln meiner Gedanken immer wieder ganz eindeutig gezeigt, dass es trotz der scheinbar ähnlich hohen Entwicklungsstatus, auch eindeutige Unterschiede vorhanden sind.
Obwohl wir eine starke Verstädterung und ein massives Wirtschaftswachstum, hin zu einer kapitalistischen Gesellschaft vorfinden, bestimmt die Kultur und die Religion, das gesellschaftliche Leben, wie kaum anderswo. Zum einen ist mir eine unglaublich große Hilfsbereitschaft vieler Inder*innen aufgefallen, die so gut wie jeden Ort mit einer familiären Atmosphäre belegten. Ab und zu wurde spontan zusammen gegessen, ein Spaziergang unternommen oder ein kleines Selfie gemacht. Wie ich bereits erwähnte, ermöglichte mir diese Offenheit einen sehr angenehmen Start ins Auslandssemester. Auch heute melden sich noch viele meiner Kommilitonen bei mir und fragen, wies mir in dieser Außergewöhnlichen Situation geht. So sind punktuell, trotz der eher kurzen Zeit, sehr schöne Freundschaften entstanden, die bei einem weiteren Indienbesuch (welcher mit Sicherheit kommt), ein einzigartiges Wiedersehen beschweren wird.
Natürlich gibt es auch unglaublich offensichtliche kulturelle Unterschiede, die verworren mit den vielen religiösen Polen, selbst beim Anschauen von Bildern des alltäglichen Lebens deutlich werden. Dass Kühe als heilig gelten und diese überall anzutreffen sind, wird wohl den meisten Menschen bekannt sein. Auch die Art des Essens, werden viele aus dem Restaurant von nebenan kennen. Hauptsache scharf und fettig. Tatsächlich ist diese Art des Essens in Nordindien typischer, während wir in Südindien viel Hühnerfleisch, gebratene Nudeln und Rumali Roti gegessen haben. Natürlich aus dem bekannte Edelstahlgeschirr und dazu eine Kanne Wasser, aus der alle mit ca. 20cm. Sicherheitsabstand, das Wasser in ihren Mund laufen lassen haben. Gegessen wurde mit den Händen und zum Nachtisch gab es in zuckerglasierte Fenchelsamen, um die Verdauung nach dem einzigartigen Essen zu beruhigen.
Das Essen, ist wie die meisten Dinge, für Europäer sehr günstig gewesen. Beeindruckend jedoch war, dass es teilweise sogar noch günstiger gewesen ist essen zu gehen, als selbst zu kochen. So konnte ich mir für jede Fahrt auch ein Taxi, in Form einer Rikscha leisten und musste generell nicht bei jeder Rupie schauen, wie ich sie am besten ausgeben könnte. All diese Unterschiede machen für mich nur einen kleinen Teil, dieser doch sehr anderen Welt im fernen Osten aus…
Arvids Bericht Nr. 1
Arvids Bericht Nr. 2
Arvids Bericht Nr. 3
Arvids Bericht Nr. 4: Arvids Studium in Indien
Arvids Bericht Nr. 5: Kulturelle Unterschiede
Arvids Bericht Nr. 6: Gemeinnützige Arbeit
Arvids Bericht Nr. 7: Abschied